Therapie bei Neurodermitis

Aktiv gegen den Juckreiz

Von Nadine Effert · 2024

In der Haut von Menschen mit Neurodermitis, einer der häufigsten chronisch-entzündlichen Hautkrankheiten, möchte keiner stecken. Das Gute: Heutzutage ist Neurodermitis in den meisten Fällen gut behandelbar.

Eine Frau liegt im Bett und kratzt sich am Arm
Foto: iStock/Kiwis

Eine chronisch trockene Haut und quälender Juckreiz: Das sind die zentralen Symptome einer Neurodermitis, auch „atopische Dermatitis“ oder „atopisches Ekzem“ genannt. Bevorzugt zeigt sich das Ekzem in Ellenbeugen und Knien sowie an Händen und im Gesicht – und das in der Regel in Schüben. Von Neurodermitis, die nicht ansteckend ist und auf einer erblichen Veranlagung beruht, sind in Deutschland insgesamt zwei Millionen Erwachsene und 1,5 Millionen Kinder betroffen – Tendenz steigend. 

Störung der Barrierefunktion 

Bei Neurodermitis findet in der entzündeten Haut, deren natürliche Barriere gestört ist, eine eigentlich unnötige überschießende Reaktion des Immunsystems statt. Heißt: Der Körper hält harmlose Reize aus der Umwelt für gefährliche Fremdkörper und reagiert darauf mit einer Entzündung, welche den charakteristischen Juckreiz und das Bedürfnis zu kratzen auslöst. „Die Betroffenen rotieren in einem Teufelskreis“, weiß Univ.-Prof. Dr. Paul Sator, Facharzt für Dermatologie an der Klinik Wien-Hietzing, aus Erfahrung. „Der massive Juckreiz schädigt durch das ständige Kratzen die Haut. Die Folge ist eine Verdickung der Haut. Das Kratzen wiederum vermehrt den Juckreiz.“ 

Hoher Leidensdruck

Was die Neurodermitis letztlich auslöst oder verschlimmert, ist individuell sehr unterschiedlich. Zu den sogenannten Triggern zählen unter anderem psychische Belastungen wie aktuelle Stresssituationen, Umweltfaktoren, allergische Reaktionen oder Medikamente. Was alle Betroffenen eint: Neurodermitis stellt für jede einzelne Person eine große Herausforderung dar und geht mit einem hohen Leidensdruck und negativen Auswirkungen auf alle Lebensbereiche einher. Das belegen Ergebnisse aus einer wissenschaftlichen Studie aus 28 Ländern, die anlässlich des Welt-Neurodermitis-Tags 2023 veröffentlicht wurde: 39,8 Prozent der Befragten meldeten Schlafstörungen in mindestens drei Nächten pro Woche durch starken Juckreiz, 69,4 Prozent schränken gelegentlich bis häufig ihre sozialen Kontakte beziehungsweise die Freizeitaktivitäten aufgrund des Juckreizes ein, und bei 63,3 Prozent der Betroffenen hat der Juckreiz eine gelegentlich bis häufige negative Auswirkung auf das Schul- oder Arbeitsleben.

Moderne Therapie bei Neurodermitis nutzen

Die gute Nachricht: Mit einer leitliniengerechten Behandlung kann fast allen Betroffenen gut geholfen werden. Moderne Systemtherapien, zum Beispiel Biologika oder Januskinase-Hemmer, können Patientinnen und Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis zu einem verbesserten Hautbild verhelfen und den quälenden Juckreiz lindern. Allerdings gaben mehr als ein Viertel der Befragten an, dass ihre Neurodermitis unzureichend behandelt wird. „Das kann unterschiedliche Gründe haben“, sagt Prof. Sator. „Innovative Therapien werden vorrangig von dermatologischen Abteilungen an Krankenhäusern zur Behandlung mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis eingesetzt.“ In niedergelassenen Arztpraxen kämen sie wahrscheinlich aktuell noch seltener zur Anwendung. Dementsprechend gefragt sind aktive, gut informierte Patientinnen und Patienten. An diese appelliert auch Erhard Hackler, geschäftsführender Vorstand der Deutschen Haut- und Allergiehilfe. „Selbstverständlich ist es die Aufgabe und auch die Kompetenz der Hautärzte, eine passende Therapie auszuwählen. Wenn ein verschriebenes Medikament jedoch schlecht vertragen wird oder nicht die erhoffte Wirkung erzielt, sollten Patientinnen und Patienten das offen ansprechen und darum bitten, andere Therapieoptionen auszuloten.“ 

Schon gewusst?

Je besser der Krankheitsverlauf auch zwischen Arztterminen dokumentiert ist, desto passgenauer kann die Behandlungsstrategie ausfallen. Hilfreiche Instrumente sind zum Beispiel Symptomtagebücher oder Selbsttests wie das Atopic Dermatitis Control Tool (ADCT). Wertvolle Zusatzinformationen liefern Fotos vom Hautzustand. Immer mehr Betroffene setzen dabei auf die Unterstützung von Neurodermitis-Apps.

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