Funktionen der Haut

Nicht aus seiner Haut können

Von Nadine Effert · 2018

Schöne, makellose Haut ist ein Zeichen für Jugend, Schönheit und Gesundheit. Doch sind längst nicht alle mit ihr gesegnet, denn die Zahl der Betroffenen mit Hautproblemen und -krankheiten nimmt zu. Warum das so ist, was das außergewöhnliche Organ alles kann und warum nicht nur Therapien, sondern auch Wissen Betroffenen hilft, besser in und mit ihrer Körperhülle leben zu können.

Eine Frau schaut in einen Spiegel. Thema: Funktionen der Haut

Mein Name? Haut (gr. derma). Mein Beruf? Ich bin das größte und schwerste Organ des Menschen. Was meine Aufgaben sind? Als Körperhülle schütze ich zum Beispiel den Organismus nach außen hin. Geht es mir gut, bin ich gesund, fungiere ich dabei als wirkungsvolle Barriere, die aus meiner Hornschicht und dem Säureschutzmantel besteht. Ich wehre Kälte, Hitze und Verletzungen ab und stelle mich Fremdstoffen wie etwa krankheitserregenden Bakterien, Viren oder Pilzen, chemischen Substanzen und Allergenen in den Weg. Geht es mir nicht gut, bin ich krank, fällt mir der Job ganz schön schwer, was mein Arbeitgeber respektive Träger prompt zu spüren bekommt: Ich werde rot, trocken, schuppig, rissig oder entzündet und nerve mit Juckreiz. 

Ganz schön empfindlich 

Ehrlich gesagt: Ich bin ein ganz schönes Sensibelchen. Allein, wenn ich an die nahende kalte Jahreszeit denke, mit ihrem ständigen Wechsel aus trockener Heizungsluft und klirrender Kälte, was für Strapazen! Dabei hatte ich es in den vergangenen Monaten, dem Traum-Sommer 2018, durch die permanente Hitze und Sonnenbestrahlung auch schon nicht leicht. Gegen UV-Strahlung bin ich selbst nämlich relativ machtlos. Ihr zu lange und ungeschützt ausgesetzt, gerate ich buchstäblich in Brand. Dabei entstehen nicht nur nachhaltige Schäden – so altere ich zum Beispiel viel schneller –, auch das Risiko für Hautkrebs ist erhöht. Doch damit nicht genug: In meinen Verantwortungsbereich fällt auch das Reich der Sinne. Über meine rund eineinhalb bis zwei Quadratmeter große Fläche lasse ich meinen Träger Kälte, Wärme, Druck, Berührungen und auch Schmerzen wahrnehmen. Unterm Strich: Ich habe ganz schön viel zu tun, bin 24/7 im Einsatz. Was ich mir von meinem Arbeitgeber oder meiner Arbeitgeberin wünsche? Mehr Achtsamkeit im Umgang mit mir, ausreichend gute und richtige Pflege, und dass man sofort mit mir zum Arzt geht, wenn ich krank bin – am liebsten zu einem Dermatologen, der kennt sich mit mir am besten aus. 

Immer mehr Menschen betroffen

Dieser kleine Einblick in das Leben der menschlichen Haut zeigt, welche erstaunlichen Funktionen sie erfüllt. Aber auch, wie sensibel das bis zu vier Millimeter dünne Organ ist. Immer mehr Menschen leiden unter Hauptproblemen: In Deutschland ist es aktuell etwa jeder fünfte Erwachsene – Tendenz steigend. Neben leichten Hautirritationen gibt es auch viele schwerwiegende Erkrankungen. Grundsätzlich gibt es bei Hautkrankheiten immer ein komplexes Zusammenspiel aus Psyche, Umweltfaktoren und genetischer Veranlagung. Unter der chronischen, nicht heilbaren Neurodermitis leiden allein etwa vier Millionen Menschen in Deutschland. In den letzten 60 Jahren hat sich die Zahl der Betroffenen vervierfacht. Ein weiterer unliebsamer Vertreter der chronisch-entzündlichen Hautkrankheiten ist die Schuppenflechte, im Fachjargon Psoriasis vulgaris genannt, mit rund zwei Millionen Betroffenen. Sie leiden nicht nur unter ihrer Haut: Oftmals gehen mit der Schuppenflechte Begleiterkrankungen, wie beispielsweise Fettleibigkeit, Diabetes, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder entzündliche Gelenkerkrankungen einher. 

Bessere Behandlungsoptionen

Eine fächerübergreifende Zusammenarbeit der Ärzte ist im Fall der chronisch-entzündlichen Hautkrankheiten elementar. Genauso wie deren weitere Erforschung und die Entwicklung von neuen Therapieansätzen, die hoffentlich in Zukunft in der Lage sind, diese Krankheiten zu heilen. Die gute Nachricht: Es gibt heutzutage selbst für Betroffene mit mittelschwerer und schwerer Schuppenflechte oder Neurodermitis bessere Behandlungsmöglichkeiten, etwa dank neuer Biologika. Das sind biotechnologisch hergestellte Medikamente, deren Wirkstoffe die fehlgeleiteten Abwehrreaktionen besonders zielgenau beeinflussen können. Die weniger gute Nachricht: Allein mit neuen Medikamenten, die bei akuten Schüben helfen, ist es bei der Behandlung nicht getan. 

Ständige Begleiter im Alltag 

So ist die sogenannte Basispflege ein wesentlicher Bestandteil der Therapie – und ein Dauerjob für die Patienten, bei dem sie nichts verdienen, sondern selbst tief in die Tasche greifen müssen. Der Grund: Die Kassen übernehmen die Kosten für die speziellen Pflegeprodukte nicht. Hinzu kommt, dass Betroffene permanent auf der Hut sein müssen. Und zwar vor sogenannten Triggern, auch Provokationsfaktoren genannt, die Schübe auslösen können. Dazu gehören bei Psoriasis etwa Stress, Infektionen oder die Einnahme bestimmter Medikamente. Bei Neurodermitikern kommt hinzu, dass viele von ihnen auch eine (Kontakt-)Allergie haben. Sie müssen dann zum Beispiel auf bestimmte Nahrungsmittel oder das Tragen von bestimmter Kleidung verzichten oder auf die Verwendung spezieller Wasch- beziehungsweise Reinigungsmittel achten. 

Aufklärung ist wichtig

Von Hautkrankheiten betroffene Menschen sind nicht nur körperlich, sondern auch psychosozial beeinträchtigt, vor allem wenn sich Pusteln, Schuppen oder Ekzeme nicht durch Kleidung verbergen lassen. Die Folge: Viele Menschen wenden sich von Betroffenen angewidert ab – auch aus Angst angesteckt zu werden. Im Fall einer Schuppenflechte, Neurodermitis oder starken Akne völlig zu unrecht. Keine dieser Hauterkrankungen ist ansteckend. Durch das Verhalten der Mitmenschen ausgelöste Minderwertigkeitsgefühle können schnell in die Isolation und Depression führen. Aufklärung, wie zum Beispiel im Rahmen des „World Psoriasis Day“ am 29. Oktober oder des „1st European Atopic Eczema Awareness Day“, der am 14. September stattgefunden hat, ist neben der fachgerechten medizinischen Versorgung ein wichtiger Aspekt, den Krankheiten zu begegnen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

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