Chronische Hautkrankheiten

Eine Psoriasis kommt selten allein

Von Nadine Effert · 2021

Portrait: Prof. Dr. Matthias Augustin
Prof. Dr. Matthias Augustin ist Facharzt für Dermatologie und Venerologie.

Prof. Dr. Matthias Augustin ist Facharzt für Dermatologie und Venerologie und Direktor des Instituts für Versorgungsforschung in der Dermatologie und Pflege- berufe (IVDP) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Er berichtet über die Bedeutung von Begleiterkrankungen und den aktuellen Stand in der Versorgung von Patienten mit Psoriasis.

Von den rund zwei Millionen Menschen mit Schuppenflechte in Deutschland leiden circa 400.000 an einer mittelschweren bis schweren Form. Mit welchen Auswirkungen?

Diese Patientengruppe sieht sich mit vielfältigen Belastungen und hohen Einbußen der Lebensqualität konfrontiert. Zum einen durch die typischen körperlichen Symptome wie Schmerzen und Juckreiz. Zum anderen – bedingt durch die sichtbaren rötlich, schuppenden Hautveränderungen – aufgrund der psychosozialen Auswirkungen, die sich wie ein roter Faden durch alle Lebensbereiche ziehen. Stigmatisierung führt oft zu einem Rückzug aus dem sozialen Leben, Isolation und Depression. Psychischer Stress wiederum ist ein elementarer Trigger dieser in Schüben verlaufenden, nicht ansteckenden Hautkrankheit.

Was viele nicht wissen: Psoriasis ist mehr als eine chronische Hautkrankheit.

Richtig, durch die einer Psoriasis zugrunde liegenden immunvermittelten Entzündungsprozesse kann es zu einer Vielzahl an Komorbiditäten kommen – darunter Psoriasis-Arthritis, die bei etwa 20 bis 25 Prozent der Patienten auftritt, aber auch kardiovaskuläre Krankheiten, wie Hypertonie, Adipositas und Diabetes mellitus. Je schwerer der Haupt-Befund, desto höher das Risiko für diese Begleiterkrankungen. 

Was hat sich bezüglich der Früherkennung von Komorbiditäten getan?

Sehr viel, denn die Kenntnis, dass es sich um eine Systemerkrankung handelt, führt dazu, dass Dermatologen heutzutage idealerweise regelmäßig ein Screening auf Komorbiditäten durchführen. Es ist jedoch auch Aufgabe des Patienten, den Dermatologen auf Beschwerden, die nichts mit der Haut zu tun haben, aufmerksam zu machen. 

Wie sieht eine adäquate Behandlung aus?

Komorbiditäten müssen behandelt und eingestellt werden, und zwar vom jeweiligen Spezialisten. Bezüglich der dermatologischen Systembehandlung gilt: Je besser die Therapie anschlägt, desto weniger Psoriasisbedingte Beschwerden und desto geringer das Risiko für Komorbiditäten und auch Mortalität. Das Gute: Patienten mit Psoriasis stehen, im Gegensatz zu anderen dermatologischen Krankheiten, sehr viele wirksame Therapieoptionen zur Verfügung, darunter über 20 innerliche Medikamente. Jedoch haben 40 Prozent der Patienten in Deutschland keinen Zugang zu einer leitliniengerechten Systemtherapie, aufgrund regionaler Unterschiede in der Versorgung in Deutschland oder weil der behandelnde Arzt nicht entsprechend versorgt. Hier besteht Bedarf für Verbesserungen. 

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