Hautpflege-Routine

„So etwas wie eine gesunde Bräune gibt es nicht“

Von Nadine Effert · 2024

Dr. Emi Arpa ist Fachärztin für Dermatologie mit eigener Praxis in Berlin. Als Expertin in Sachen Haut verrät sie die ultimativen Tipps zum Thema Sonnenschutz, dem wichtigsten Schritt in der täglichen Hautpflege-Routine.

Schatten allein schützt nicht vor Hautschäden.
Schatten allein schützt nicht vor Hautschäden. Foto: iStock / Alina Prokudina

Viele Menschen schützen ihre Haut nur im Sommer oder im Urlaub vor Sonnenstrahlen. Eine gute Idee?

Auf keinen Fall, da sonnenbrandwirksame UV-Strahlung ganzjährig vorhanden ist. Der UV-Index beschreibt den am Boden erwarteten Tagesspitzenwert der UV-B-Strahlung. UV-A-Strahlung ist das ganze Jahr vorhanden – auch bei Bewölkung – und macht 95 Prozent der Strahlung aus, die auf die Erde trifft.

Welche langfristigen Folgen kann Sonneneinstrahlung für ungeschütze Haut haben?

Hautkrebs ist weltweit eine der häufigsten Krebsarten. Ursächlich ist mitunter übermäßige Exposition gegenüber UV-Strahlung der Sonne oder künstlichen UV-Quellen wie Sonnenbänke. Sonnenbrände können in jeder Lebensphase, insbesondere während der Kindheit und Jugend, das Risiko einer Hautkrebserkrankung erhöhen. Beispielsweise können bereits fünf Sonnenbrände im Leben das Risiko für ein malignes Melanom (schwarzer Hautkrebs) mehr als verdoppeln. Zusätzlich fördert UV-A-Strahlung die frühzeitige Hautalterung.

Apropos Hautalterung. Der Wirkstoff Retinol liegt bei Anti-Aging-Produkten im Trend. Worauf muss man hier achten?

Retinol gehört zur Gruppe der Retinoide und macht die Haut ebenmäßiger, verfeinert Poren und reduziert Pigmentflecken sowie feine Linien. Nachteil: Es senkt die Hornhautschwiele und macht die Haut lichtempfindlicher – folglich noch empfänglicher für Sonnenschäden. Deshalb unbedingt Sonnenschutz benutzen und Retinoide nur abends auftragen.

Abgesehen von der Vermeidung direkter UV-Exposition und dem Schutz der Haut durch Textilien und Sonnenbrille – wie sieht der perfekte Sonnenschutz aus?

Beim Lichtschutzfaktor (LSF) sollte die sogenannte „Fitzpatrick-Skala“, welche die natürliche Schutzpigmentierung in verschiedene Hauttypen klassifiziert, beachtet werden: Personen mit dunkleren Hautnuancen haben eine höhere Eigenschutzzeit als hellere Hauttypen. Der LSF-Wert gibt darauf basierend die Verlängerung der Eigenschutzzeit an: LSF 30 bedeutet demnach eine 30-mal längere Bestrahlungszeit bis zum Sonnenbrand, verglichen mit ungeschützter Haut. Ein optimaler Sonnenschutz filtert nach UV-A- und UV-B-Strahlung sowie HEV-Light (High Energy Visible Light). Gut zu wissen: Die LSF-Angabe bei Sonnenschutzprodukten bezieht sich auf den UV-B-Schutz. Selbst wenn ein standardisiertes UV-A-Siegel vorhanden ist, muss der UV-A-Schutz nur ein Drittel dieses angegebenen Lichtschutzfaktors erreichen.

Gibt es einen Mythos zum Thema, mit dem Sie gerne aufräumen möchten?

Der mir bekannteste Mythos ist die „gesunde Bräune“. Bräunung ist ein Schutzmechanismus des Körpers gegen UV-Strahlung. So etwas wie eine gesunde Bräune gibt es nicht.

Welche weiteren Tipps haben Sie für eine schöne, gesunde Haut?

Eine auf die individuellen Hautbedürfnisse abgestimmte Pflege ist meines Erachtens die Basis für gesunde Haut. Daher mein Tipp: erst mal den eigenen kosmetischen Hauttyp herausfinden. Ein häufig unterschätzter Faktor für unsere Hautgesundheit ist ein intaktes Hautmikrobiom mit funktionaler Hautschutzbarriere. Prä- und postbiotische Formulierungen in der Hautpflege können dabei helfen, den körpereigenen Schutz wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Sehr empfehlenswert ist zudem, die Hautbarriere von außen mit hautähnlichen Lipiden zu stärken, zum Beispiel mit Sphingolipiden wie Ceramiden. Natürlich sind auch eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung mit ausreichender Wasserzufuhr, genügend Schlaf und der Verzicht auf Alkohol und Nikotin förderlich für die Haut.

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