Akne Inversa

Schnelle Hilfe statt Scham

Von Sandra Sehringer · 2024

Wenn wir von Akne sprechen, denken wir in der Regel an Pickel und Unreinheiten während der Pubertät. Die Acne inversa dagegen ist eine ernsthafte chronische Hautkrankheit, die zu schwerwiegenden Problemen führen und die Lebensqualität immens einschränken kann.

Die psychische Belastung ist bei Acne inversa nicht zu unterschätzen.
Die psychische Belastung ist bei Acne inversa nicht zu unterschätzen. Foto: iStock / spukkato

Etwa einer von 100 Menschen in Europa leidet an einer sogenannten Acne inversa. In der Regel tritt die entzündliche Erkrankung erst nach der Pubertät, aber vor dem 30. Lebensjahr auf und zeigt sich in wiederkehrenden Schüben. Zu Beginn verstopfen unter der Haut liegende Haarbälge und entzünden sich. Es entstehen vor allem an behaarten Körperstellen und Hautfalten etwa erbsengroße, gerötete und schmerzhafte Knoten. Im weiteren Verlauf entwickeln sie sich zu größeren Abszessen, möglicherweise auch zu störenden Vernarbungen und großflächigen Eiteransammlungen, die sich sogar spontan entleeren können. Die chronische Entzündung tritt bei Frauen vorwiegend im Achselbereich und unter der Brust auf. Bei Männern ist hauptsächlich der Anal- und Genitalbereich betroffen. Insbesondere das unangenehm riechende eitrige Sekret der Entzündungsherde bedeutet eine erhebliche psychische Belastung für die Betroffenen. Die meisten meiden den Kontakt zu anderen Menschen und gehen aus Scham auch erst zu einer Ärztin oder einem Arzt, wenn der Leidensdruck besonders groß ist. Viele bewegen sich bis dahin nur noch wenig, entwickeln Übergewicht, Depressionen, Lymphödeme oder Bindegewebsentzündungen. Einige werden dauerhaft arbeitsunfähig oder erhalten einen Schwerbehindertenausweis. Hinzu kommt, dass die Krankheit häufig erst spät erkannt wird. In Deutschland dauert es im Durchschnitt elf Jahre, bis die Diagnose erfolgt.

Akne Inversa: Frühzeitig und individuell

Die Ursachen der Hauterkrankung Acne inversa sind noch nicht vollständig geklärt. Vermutlich spielen die individuelle Veranlagung sowie eine Fehlfunktion des Immunsystems eine Rolle. Außerdem sind Rauchen, starkes Schwitzen, Übergewicht und eine mechanische Reizung der Haut, beispielsweise durch zu enge Kleidung, bekannte Faktoren, die eine Acne inversa verschlechtern. Um den Betroffenen frühzeitig, schnell und gezielt helfen zu können und ihre Lebensqualität zu verbessern, wurden bundesweit Arztpraxen, Kliniken und Wundzentren zu sogenannten Acne-inversa-Zentren umgebaut. Sie sind auf die Diagnose und die individuell passenden Behandlungsmöglichkeiten spezialisiert. Und je schneller man mit der geeigneten Therapie beginnt, desto besser lassen sich Beschwerden lindern, der Krankheitsverlauf bremsen und bleibende Gesundheitsschäden vermeiden. Zur äußeren Behandlung kommen Cremes und Lotionen zum Einsatz. Bei einem fortgeschrittenen Verlauf gehören Antibiotika und Biologika sowie eventuell das operative Entfernen oder Lasern der Entzündungsherde zur Therapie. Gleichzeitig ist eine psychologische Betreuung wichtig. Zur Vorbeugung weiterer Entzündungen kann eine Haarentfernung mit Laserlicht dienen.

SCHON GEWUSST?

Spezialisierte Versorgung

Mit dem Projekt „EsmAiL“ der Hautklinik der Universitätsmedizin Mainz und der Deutschen Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e. V. läuft eine Studie, inwiefern Betroffene von der Expertise der Acne-inversa-Zentren profitieren. Bereits nach einem Jahr fällt auf, dass ihre Beschwerden geringer ausfallen und sie ihre Lebensqualität deutlich höher einschätzen als nach einer üblichen Versorgung. Auch Depressionen kämen seltener vor. Gleichzeitig sind weniger Antibiotika und Biologika nötig.
 

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