Atopische Dermatitis

Der Aufmarsch der Antikörper

Von Nadine Effert · 2016

 Forscherinnen im Labor füllen Flüssigkeiten aus Pipetten ab; Thema: Antikörpertherapie bei Atopischer Dermatitis

Rote, schuppige Flecken und ein quälender Juckreiz – das sind die typischen Symptome einer Neurodermitis. In Deutschland sind schätzungsweise rund vier Millionen Menschen von der chronischen Hauterkrankung betroffen. Heilung gibt es immer noch nicht. Aber Neues aus der Forschung.

Es könnte der Durchbruch sein, der 20 Jahre auf sich warten ließ. Dies war die einhellige Meinung der Mediziner auf dem diesjährigen Europäischen Allergiekongress in Wien. Mit „Es“ sind künstlich hergestellte Antikörper gemeint, die Patienten mit einer schweren Neurodermitis endlich Erleichterung bringen sollen. Etwa zehn bis 15 Prozent der Kinder und ein bis zwei Prozent der Erwachsenen in Deutschland leiden an einer Neurodermitis, im Fachjargon „atopische Dermatitis“ oder „atopisches Ekzem“ genannt. Die chronisch entzündliche Hauterkrankung tritt in Schüben auf, in denen vor allem der Juckreiz zur Qual wird.

Bei schwerer atopischer Dermatitis stoßen Therapien an ihre Grenzen

Die gute Nachricht: Ansteckend ist Neurodermitis nicht. Primäre Ursachen sind: eine gestörte Barrierefunktion der Haut und eine genetisch bedingte Überreaktion des Immunsystems auf Reize aus der Umwelt, wie etwa Allergene wie Pollen, hautirritierende Stoffe, extreme Klimaverhältnisse oder Stress. Während leichte bis mittelschwere Schübe mit juckreizstillenden und entzündungshemmenden Salben gut in den Griff zu bekommen sind, muss der Dermatologe in schweren Fällen Kortison einsetzen oder Immunsuppressiva verschreiben, die sich aufgrund starker Nebenwirkungen jedoch nicht für eine Langzeittherapie eignen. Und: Bei etwa 20 Prozent der Patienten bringen Cremes mit Kortison keine Linderung. Diese Lücke in der Neurodermitis-Therapie schließen – das sollen in Zukunft künstlich hergestellte Abwehrmoleküle des Immunsystems, die bereits bei der Behandlung von Patienten mit schwerem Asthma erfolgreich zum Einsatz kommen.

Antikörper sollen Botenstoffe blockieren

Der Ansatz ist im Prinzip gleich, der Mechanismus jedoch ein anderer: Es geht bei der Entwicklung von Antikörpern zur Behandlung der Neurodermitis darum, Wirkstoffe zu finden, die in der Lage sind, die beiden Botenstoffe Interleukin-4 und Interleukin-13 zu blockieren. Der Grund: Wird zu viel der beiden Stoffe produziert, was bei Neurodermitikern der Fall ist, wird die Haut durchlässiger. Bakterien und Viren können leichter eindringen und Entzündungen und juckende Ausschläge verursachen. Die Botenstoffe spielen also eine wesentliche Rolle bei Entzündungsreaktionen der Haut. Erste Studien im Rahmen dieses Forschungsansatzes haben vielversprechende Ergebnisse im Sinne einer deutlichen Verbesserung der Hautveränderungen zutage gebracht. Es bedarf jedoch weiterer Studien und letztlich der Zulassung der Behörde, bis Patienten von der neuen Therapie profitieren.

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