Pilzinfektion

Vorsicht vor versteckten Arten

Von Helge Denker · 2016

Strandszene mit einer Person im Liegestuhl. Thema: Pilzinfektion

Bis zu 1,5 Millionen Menschen sterben jedes Jahr an Pilzinfektionen – so viel wie an Malaria oder Tuberkulose. Durch Pilze verursachte Infektionskrankheiten werden auch Mykosen genannt. Sie werden durch Fadenpilze, Sprosspilze, Schimmelpilze oder Hefen ausgelöst und befallen beim Menschen vorzugsweise Haut, Nägel und Schleimhäute.

Der Mensch ist für Pilze ein nahezu ideales Wirtstier. Die Infektion beginnt mit dem Anhaften oder dem Eindringen von bestimmten Pilzen oder Sporen, den wachstums- und vermehrungsfähigen Teilen der Pilze. Entfalten sich diese und der Mensch erleidet eine Schädigung mit den entsprechenden Symptomen, dann entsteht aus der Infektion eine Pilzkrankheit, die Mykose. Es ist jedoch auch möglich, dass sich der menschliche Organismus während der Infektionsphase gegen den Pilzbefall erfolgreich wehrt, so dass keine Infektion entstehen kann. Laut der jüngsten Studie „Human Fungal Infections”, die Gordon Brown an der Universität Aberdeen in Schottland durchführte, hatten 1,7 Milliarden Menschen weltweit schon einmal eine oberflächliche Pilzinfektion. Die bekannteste und am weitesten verbreitete Pilzerkrankung ist der Fußpilz. Etwa jeder fünfte Erwachsene hat sie – oder hat sie gehabt. Etwa zehn Prozent der Erwachsenen hatten schon einmal einen Nagelpilz, bei älteren Menschen sind es rund 50 Prozent.

Tödliche Pilzinfektionen überwachen

Ebenfalls weit verbreitet bei Frauen ist eine Pilzinfektion der vaginalen Schleimhäute. 50 bis 75 Prozent der Frauen erkranken mindestens einmal daran, bei etwa 75 Millionen Frauen sind es vier solcher Infektionen im Jahr. Sie gehört damit zu den weit verbreiteten, aber harmlosen Pilzerkrankungen.

Gesunde Menschen haben starke Abwehrmechanismen gegen Pilzinfektionen. Ist dieses Immunsystem aber geschwächt, zum Beispiel durch Krankheit, bestimmte Medikamente oder medizinische Eingriffe, wird der menschliche Körper anfälliger für Pilzerkrankungen. Ein Programm gegen tödliche Pilzinfektionen der Weltgesundheitsorganisation gibt es bislang noch nicht. Auch eine systematische Überwachung der tödlichen Pilzkrankheiten findet derzeit nicht statt, kritisiert der Forscher.

Lebensgefahr durch vier Arten

Dabei kann es lebensgefährlich werden, wenn die Pilze tief in den Körper eindringen und Krankheiten auslösen, die schwieriger zu erkennen und zu behandeln sind. Hier liegt die Sterblichkeit laut der schottischen Studie bei über 50 Prozent. Neun von zehn Fälle werden durch nur vier Pilzarten ausgelöst: Kryptokokken, Candida, Gießkannenschimmel und Pneumocystis.

An Kryptokokkose erkranken jedes Jahr über eine Million Menschen, 20 bis 70 Prozent der Patienten sterben daran. An Lungenentzündung (Pneumocystis) sterben 20 bis 80 Prozent der über 400.000 Betroffenen pro Jahr. An Kandidose leiden mehr als 400.000 Menschen im Jahr, 46 bis 75 Prozent überleben es nicht. Und an der vom Gießkannenschimmel ausgelösten Aspergillose erkranken pro Jahr über 200.000 Menschen und 30 bis 95 Prozent sterben daran. Das sind insgesamt 500.000 bis 1,5 Millionen Todesopfer, so die Studie.

Antimykotika haben sich bewährt

Für die weit verbreiteten, aber harmlos verlaufenden Pilzkrankheiten gibt es dagegen bewährte Behandlungsmethoden: So helfen gegen Mykosen der Haut, wie zum Beispiel Fußpilz, sogenannte Antimykotika. Diese werden als Creme oder Salbe auf die Haut aufgetragen. Bei Hefepilzen sind Medikamente mit Azole oder Nystatin die erste Wahl, bei Dermatophyten kommen in erster Linie Ketoconazol und Terbinafin zum Einsatz. Gegen Nagelpilz helfen bestimmte, frei verkäufliche Nagellacke, die den Pilzbefall wirksam bekämpfen. Auch bestimmte Tests auf die häufigsten Pilzarten, die der Patient selbst zu Hause durchführen kann, sind frei erhältlich.

Off-Label-Use von Medikamenten

Bei Mykosen der Schleimhäute können von dem behandelnden Arzt Salben, Lutschtabletten, Säften oder Zäpfchen eingesetzt werden. Diese sollten aber möglichst nicht in den Blutkreislauf gelangen, um die Nebenwirkungen so gering wie möglich zu halten. Dieses Eindringen sollte nur dann erfolgen, wenn eine lokale Therapie nicht wirkt. Bei hartnäckigen Pilzerkrankungen ist oft eine Kombinationstherapie aus lokalem und einem systemischen, also in den Blutkreislauf gelangenden Antimykotikum, erfolgreich. Dabei handelt es sich um ein so genanntes Off-Label-Use des Medikaments, das dafür nicht zugelassen ist.

Bei systemischen Mykosen werden die Wirkstoffe meistens intravenös gespritzt. Dabei müssen die physiochemischen Eigenschaften und mögliche Nebenwirkungen der Substanzen vom behandelnden Arzt berücksichtigt werden.

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