Stigmatisierung

Schuppenflechte – Ausgrenzung erhöht Leidensdruck

Von Elke von Rekowski · 2017

Ein Mann hält seine Hände vors Gesicht. Thema: Stigmatisierung bei Schuppenflechte
Stigmatisierung belastet die Psyche.

Bloß nicht wieder angestarrt werden: Psoriasis-Patienten stehen oft unter enormem Leidensdruck. Nicht immer reagiert die Umwelt verständnisvoll auf die äußeren Zeichen der Erkrankung. Ganz im Gegenteil: Es gibt Betroffene, die von deutlicher Ausgrenzung berichten, wenn andere ihre Plaques bemerken. Dabei ist Schuppenflechte nicht ansteckend.

Die negativen Auswirkungen der Schuppenflechte auf das Leben der Betroffenen sind zum Teil immens. „Stigmatisierung von Pso­riasis-Erkrankten findet auch heute noch statt“, sagt Professor Dr. med. Matthias Augustin, Institutsdirektor UKE Hamburg. Seit 2007 ist der Dermatologe Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Deutschen Psoriasis Bundes (DPB) und Sprecher des Deutschen Psoriasisnetzes (PsoNet). Dahinter stecke aber in der Regel keine Bösartigkeit, sondern vielmehr eine fast reflexartige Ablehnung von Menschen, die anders aussehen. Die Ablehnung entsteht in den meisten Fällen aus Unwissenheit, denn viele fürchten eine Ansteckung. Zu Unrecht, denn Psoriasis ist nicht übertragbar. Für die Betroffenen kein Trost, kann doch die Reaktion anderer mitunter extreme Formen annehmen. Einige Patienten berichten zum Beispiel davon, dass sich Mitreisende im Bus vor ihnen ge­ekelt und auf einen anderen Platz gesetzt haben oder dass ihnen wegen der Plaques der Zugang zu einem Fitnessclub oder einer Sauna verwehrt worden ist. 

Auch anlässlich des Welt-Psoriasis-Tages am 29. Oktober 2017 betonen Experten den hohen Leidensdruck, unter dem die Betroffenen stehen. Unter dem Motto „Haut bekennen“ fordern sie: „Für Menschen mit Schuppenflechte darf es keine Stigmatisierung und Ausgrenzung geben.“ Es bedarf der Aufklärung, um Vorurteile abzubauen und dieses Ziel zu erreichen. Denn die mitunter von Kindheit an erfahrene Ausgrenzung kann für die Betroffenen zu einer enormen psychischen Belastung werden. 

Stigmatisierung erhöht Leidensdruck

Psoriasis kennt keine Altersgrenze: Zehnjährige zählen ebenso zu den Betroffenen wie über 80-jährige. „Der durchschnittliche Patient ist etwa 45 Jahre alt und hat zu diesem Zeitpunkt bereits eine 20 Jahre andauernde Krankheitsgeschichte hinter sich“, sagt Professor Augustin. Trotz hohem Leidensdruck holen sich viele Patienten keine Hilfe. Eine Studie hat ermittelt, dass fast die Hälfte der Patienten mit Schuppenflechte bereits ein Jahr lang keinen Arzt mehr aufgesucht hat. Doch obwohl die Erkrankung chronisch verläuft und eine Heilung nicht möglich ist, können die Betroffenen mit der passenden Behandlung gut mit „ihrer“ Schuppenflechte leben. „An Psoriasis Erkrankte müssen nicht resignieren. Anders als noch vor einigen Jahren gibt es heute hervorragende Therapiemöglichkeiten, die den Patienten ein beschwerdearmes Leben ermöglichen“, berichtet Professor Augustin.

Wussten sie schon, dass …

Menschen mit Schuppenflechte, laut Badeordnung, bis 2005 der Zutritt in öffentliche Schwimmbäder untersagt war, obwohl die Hauterkrankung weder ansteckend noch infektiös ist? Nach Verhandlungen mit dem Deutschen Psoriasis Bund hat die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen die Muster-Badeordnung für öffentliche Schwimmbäder dann endlich geändert. 

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