Neurodermitis-Therapien

Neues aus der Forschung

Von Svenja Runciman · 2017

Forscherin mit Pipette und Reagenzglas in ihren Händen; Thema: Neurodermitis-Therapien
Neue Medikamente für präzisere Behandlungsmöglichkeiten werden erforscht.

Neurodermitiker leiden unter trockener Haut und einem quälenden Juckreiz, der in Schüben auftritt. Ein neues Register soll dabei helfen, den Verlauf besser zu verstehen. Zudem sind neue Medikamente in der Entwicklung, die Symptome präziser und mit deutlich weniger Nebenwirkungen bekämpfen sollen.

Trockene, brennende und entzündete Haut: Wer an Neurodermitis leidet, wird häufig 24 Stunden am Tag von unerträglichem Juckreiz gequält. Oftmals treten die ersten Symptome schon im Säuglingsalter auf, etwa jedes achte Vorschulkind ist betroffen. Ein großes Leid, das drei bis vier Millionen Menschen allein in Deutschland zu schultern haben. Was die chronisch-entzündliche Krankheit auslöst, ist noch nicht bis ins Detail erforscht. Die Krankheit, die oftmals in Schüben verläuft, tritt sowohl mit als auch ohne erbliche Vorbelastung auf, daher müssen auch äußere Einflüsse eine Rolle spielen. Bei vielen Menschen entwickelt oder verschlimmert sie sich zudem in Stresssituationen oder in Verbindung mit Lebensmittelunverträglichkeiten. 

Daten von Patienten sammeln

Um den natürlichen Verlauf der nicht heilbaren Krankheit besser abschätzen zu können, wurde ein neues internationales Neurodermitis-Register eingerichtet. Finanziert wird es von der gemeinnützigen Christine-Kühne-Stiftung für Allergieforschung und Edukation. Bis zu 10.000 Patienten sollen in das Register aufgenommen und jährlich unter die Lupe genommen werden. Die Ergebnisse aus Abstrichen, Blutwerten und Gewebeproben der teilnehmenden Kinder und Erwachsenen werden im Register zentral gesammelt und ausgewertet. Ziel: Die Datenbank soll dabei helfen, die Hautkrankheit besser zu verstehen, Hinweise auf Biomarker zu finden und Therapien für verschiedene Verlaufsformen zu entwickeln.

Immunsystem ist überempfindlich

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Betroffenen unter ihrer eigenen Körperabwehr leiden. Ihr Immunsystem reagiert nicht nur auf schädliche Eindringlinge, sondern auch auf eigentlich harmlose Stoffe mit Entzündungen und produziert in der Folge übermäßig viel Immunglobulin E. So werden Mastzellen in der Haut aktiviert, vermehrt Histamine auszuschütten. Diese verstärken Entzündungen und verursachen den charakteristischen Juckreiz. Außerdem bringen sie die Barrierefunktion der Haut durcheinander: Sie verliert zu viel Feuchtigkeit, wodurch wiederum irritierende Substanzen leichter eindringen können, was zu noch mehr Entzündungen führt. Grundlage aller Behandlungen ist daher eine Basistherapie, die auch in der beschwerdefreien Zeit angewandt wird und bei der die Schutzfunktion der trockenen Haut mit Fett und Feuchtigkeit gestärkt wird. Überhaupt ist Hautpflege ein wichtiges Thema: Neurodermitiker benötigen einen Sonnenschutz, der die Haut intensiv mit Feuchtigkeit versorgt und wenig bis gar keine Duft- und Konservierungsstoffe enthält. Auch auf Parabene und Emulgatoren sollte möglichst verzichtet werden. Bei akuten Schüben sind hochwirksame entzündungshemmende Kortisonpräparate das Medikament der Wahl. 

Neurodermitis-Therapien: Individuellere Behandlungsmethoden

Im Fokus der Forschung stehen vor allem bessere Behandlungsmöglichkeiten bei schweren Formen der Neurodermitis – insbesondere auch, weil Kortison sich aufgrund der Nebenwirkungen nicht für eine Langzeitanwendung eignet. Neue Medikamente sollen zielgerichtet wirken und daher kaum Nebenwirkungen verursachen. Von Interesse sind vor allem bestimmte Antikörper, die derzeit in klinischen Studien getestet werden. Sie sind zum Beispiel in der Lage, Proteine zu blockieren, die als Andockstelle für Interleukine dienen. Interleukine sind körpereigene Botenstoffe, die an der Steuerung des Immunsystems beteiligt sind. Geforscht wird aber auch an „Probiotika zum Eincremen“: Wissenschaftler der University of California San Diego testen zurzeit personalisierte Lotionen mit Hautbakterien, welche die Fehlbesiedelung der Haut mit Bakterien bei Neurodermitikern reduzieren können. Wenn Präparate auf Basis solcher Ansätze innerhalb der nächsten Monate und Jahre auf den Markt kommen, ist das laut Experten ein echter Meilenstein in der Behandlung von Neurodermitis.

Wussten Sie schon, dass…

  • über 30 Prozent der Deutschen die Anlage zu Neurodermitis haben? Ist ein Elternteil Neurodermitiker, liegt das Risiko für Kinder bei etwa 30 Prozent. Sind beide Eltern betroffen, beträgt es bis zu 80 Prozent.

  • Betroffene anfälliger für andere Krankheiten sind? Und zwar für alle Erkrankungen, die mit einer Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems zusammenhängen, wie Heuschnupfen oder Asthma.

  • die Symptome im Erwachsenenalter häufig verschwinden? Im Schnitt plagt zehn bis 15 Prozent der Kinder, aber nur ein bis zwei Prozent der Erwachsenen die juckende Haut. 

  • Betroffene vor allem nachts leiden? Dann sinkt der Kortisonspiegel, der die Symptome tagsüber in Schach hält.

  • Neurodermitis nicht ansteckend ist? Eine Übertragung per Hautkontakt ist nicht möglich.

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